NoFap: Ich war porno- und sexsüchtig
Nein, es fällt mir nicht schwer, darüber zu reden oder zu schreiben, denn ich schäme mich nicht dafür. Süchte sind leider ein großer Bestandteil meines Lebens, dies ist dem Umstand meines Aufwachsens geschuldet und was ich als Kind und Jugendlicher erlebt habe. Ich kämpfe heute noch gegen jede Art von Süchten an, ich sammle Taschenlampen (warum auch immer), ich habe 50 T-Shirts (ist das normal), ich hatte fast 70 Airsoftwaffen (fast alle wieder verkauft), 30 E-Zigaretten (jetzt sind nur noch zwei Stück da), 12 Bratpfannen (aber nur vier Herdplatten), habe natürlich jahrzehntelang geraucht und war auch porno- und sexsüchtig.
Ich wurde sexuell missbraucht und körperlich misshandelt
Bevor ich einen Artikel schreibe, recherchiere ich natürlich. Auch für diesen Artikel habe ich dies getan und so viele Thesen zur Entstehung dieser Sucht gefunden, wovon fast keine auf mich zutrifft. Bis auf wenige, wie ständige Züchtigungen (ich wurde jahrelang übelst geschlagen), seelische Grausamkeiten und sexueller Missbrauch.
Ständige Züchtigungen, seelische Grausamkeit und sexueller Missbrauch
Ich wuchs in den ersten sieben Jahren meines Lebens im “Elisabeth-Breuer-Stift” in Köln-Mülheim auf. Ich nenne es heute noch “den Vorhof zur Hölle”. Geführt von Nonnen wurde jedwede Kleinigkeit mit körperlichen Strafen belegt. Diese waren z.T. aus heutiger Sicht, wirklich erschreckend und für jemanden, der nicht “aus dieser Materie kommt”, kaum vorstellbar. Hier nur ein kleiner Ausschnitt:
- Schläge mit der Hand, Rohrstock, Lineal, Teppichklopfer, und einem Gürtel auf alle Körperteile außer den Kopf
- Stundenlanges Stehen in Ecken der Zimmer, manchmal mit Papiertüte über dem Kopf. Immer, wenn die Schwester an einem vorbeilief wurde man geschlagen, oder eben auch nicht!
- An den Haaren reißen, Kopfnüsse verteilen, Boxhiebe, Schuppsen und Stoßen, selbst Tritte waren an der Tagesordnung
- Ständiges lautes Anschreien bei den kleinsten Vergehen
- Drohen wie “Deine Mutter liebt dich nicht, wenn Du so bist”,”Deine Mutter kommt dich nicht mehr besuchen, weil du so böse bist”,”Deine Mutter nimmt dich nicht mit nach Hause, weil du ein böser Junge bist”.”Du gehörst mir, ich kann mit dir machen, was ich will”
- Wegnahme persönlicher Dinge, die mir von meiner Mutter gebracht wurden. Ich erinnere mich heute noch an die Konfiszierung meiner Schultüte, weil nachts ein Ball auf meinem Bett lag und sie meinte, ich hätte damit gespielt (was ich nicht habe, der Ball landete nur auf meinem Bett, weil die anderen Kinder damit spielten).
- Schwerste Strafen wie das Anketten ans Bett, damit man nicht onaniert (mit sieben Jahren sicher nicht) oder das Aufessen ausgekotzter Speisen unter Androhung von Strafen wenn man es nicht tat.
- Schlimmste Strafe war eine Art “Waterboarding”: Die Schwester ließ ein Waschbecken voll kaltes Wasser laufen, klemmte mich unter den Arm und drückte meinen Kopf so lange unter das kalte Wasser, bis ich “gefügig” war.
- Stundenlanges Einsperren in eine Besenkammer im Flur ohne Licht. Machte ich mir dort in die Hose, folgten weitere Strafen
Mit sieben Jahren holte mich meine Mutter aus diesem Heim und wir zogen nach Hürrlingen in den Schwarzwald. Erst dort lernte ich einen weiteren, zwei Jahre jüngeren Bruder kennen, der in einem anderen Heim untergebracht war. Ich hatte bereits vier ältere Stiefgeschwister (zwei Brüder und zwei Schwester), die zeitweise im gleichen Heim untergebracht waren wie ich.
In Hürrlingen traf ich auf eine völlig überforderte Mutter, die ihren Frust aus sich raus prügelte, einen eifersüchtigen kleinen Bruder (was nicht verwunderlich ist) und vier Stiefgeschwister, die sich außer einer Ausnahme (Roswitha), alle sexuell an mir und meinem kleinen Bruder vergingen. In diesem Haus wurden mein kleiner Bruder und ich sieben Jahre lang, mehrmals in der Woche, von den beiden älteren Stiefbrüdern zu sexuellen Gefälligkeiten genötigt mit der Begründung “das machen Brüder, wenn sie sich lieb haben”. Wir mussten unsere Brüder oral befriedigen und wurden ebenfalls oral und anal missbraucht. Ich kann nicht für meinen kleinen Bruder sprechen, aber ich war auch einer meiner Schwestern (die bereits verstorben ist) sexuell “zu Diensten”, weil das “normal” sei, “nichts dabei” und ihr würde dies Spaß machen. Dabei habe ich sie mit verschiedenen Gegenständen vaginal befriedigt und musste manchmal, als ich schon älter war, auch richtig mit ihr schlafen. Dafür bekam ich immer Schokolade, einen Pudding oder einfach nur eine Umarmung. Natürlich dürfe Mama davon nichts erfahren, denn das würde sie nicht verstehen. Außerdem war ich doch ihr Lieblingsbruder!
Nachdem das erste Haus abgebrannt war, wohnten wir mehrere Wochen in einem Gasthaus, wo der sexuelle Missbrauch aufhörte, die Prügel jedoch nicht. Meiner Mutter rutschten wegen jedweder Kleinigkeit die Hand aus und ich wurde fast täglich verprügelt und mit schlimmsten Drohungen bedacht. Wir zogen dann, mit acht Personen, in eine Drei-Zimmer-Wohnung, in der der sexuelle Missbrauch durch die Stiefbrüder munter weiterging, da wir vier Brüder alle in einem Zimmer schliefen. Hinzu kam die komplette Ablehnung der Dorfjugend, die uns schlugen, traten, uns Sachen wegnahmen und durch das Dorf hetzten um uns zu verprügeln. Ich bin wochenlang drei Kilometer zur Schule gelaufen, weil ich Angst hatte, mit dem Bus zu fahren, da ich dort jeden Tag körperlich und seelisch misshandelt wurde.
1974 kam ich in das Kinderheim “Unserer lieben Frau” nach Rickenbach. Ein absoluter Glücksfall, denn für mich war dieses Kinderheim das Paradies auf Erden. 1974 wurde das Schlagen von Kindern gesetzlich unter Strafe gestellt und ich kann mich nur an eine einzige Ohrfeige meiner Gruppenschwester erinnern, die aus dem Affekt geschah und für die sich sich tausendmal entschuldigt hatte. Das bedeutet aber nicht, dass wir dort nicht auch misshandelt wurden. Einigen der Schwestern war das neue Gesetz nämlich ziemlich schnurz, z.B. der Nachtschwester, die mich aus dem Bett prügelte, wenn ich einnässte, der Aufsicht auf dem Hof, wenn man nicht schnell genug Anweisungen folge leistete, oder der Aufsicht bei einem Strafdienst die der Meinung war, das körperliche Züchtigung gepaart mit harter Strafarbeit durchaus einen besseren Menschen aus mir machen würden. Auch in Rickenbach habe ich viele Stunden in der Besen- und Schuhkammer unserer Gruppe verbracht, diesmal jedoch mit dem "Unterschied", dass das Licht innen war. Zudem habe ich Spielzeug im oberen Regal versteckt, um mir beim nächsten Mal die Zeit zu vertreiben. Die Besenkammer war auch nicht abgeschlossen, damit ich die Toilette aufsuchen konnte.
Sexuelle Übergriffe in Rickenbach
Hinzu kamen sexuelle Übergriffe von einigen der Schwester, die ihre sexuelle Begierde wohl doch nicht so unter Kontrolle hatten. Das Kinderheim verfügte über ein eigenes Schwimmbad und eine der Schwestern machte es durchaus Freude, unseren Genitalbereich höchstpersönlich mit Seife und der bloßen Hand zu waschen. Dazu mussten wir uns in Reihe aufstellen und sie legte los. Dies geschah auch, wenn wir eine “Vertretungsschwester” in der Gruppe hatten, und das wöchentliche Waschen angesagt war.
Der hauseigene Pfarrer war ein Pädophiler, der sich immer wieder Ministranten zu sich in die Wohnung einlud, um sich dort sexuell an ihnen zu vergehen. Bei mir biss er dabei aber auf Granit, ich hatte mit meinen Brüdern genug Ärger am Hals. Gemeldet hatte ich den versuchten Übergriff nicht, ich bin aber, unter großem Protest meiner Gruppenschwester, bei den Ministranten ausgeschieden und habe mich seitdem geweigert, diese Kapelle noch einmal zu betreten, bin dann also auch den Gottesdiensten fern geblieben.
Wieder nach Hause….
Von diesem Kinderheim wurden wir mehrfach wieder nach Hause geholt, wo auch sofort wieder der Missbrauch meiner Brüder begann. Doch nicht nur das, mein kleiner Bruder und ich wurden nun auch an “Freunde” ausgeliehen, vermutlich gegen Geld. Die beiden Stiefbrüder haben uns manchmal “ausgewürfelt”, wer wen nachts mit aufs Zimmer nehmen durfte. Alles unter den Augen meiner Mutter und des Jugendamtes, denn meine Mutter hatte schon Anfang der 70er Jahre dem Jugendamt den Missbrauch schriftlich gemeldet. Passiert ist nichts.
Diesen Missbrauch gab es auch, wenn wir über's Wochenende nach Hause geholt wurden, was einmal im Monat der Fall war. Schliefen wir bei meiner Schwester Roswitha und ihrem Mann, hatten wir Ruhe vor den Brüdern, ging es aber nach Hürrlingen, mussten wir sofort wieder ran.
Ich wollte das nicht mehr mitmachen….
Als ich 12 Jahre alt war und wir wieder mal “nach Hause” kommen sollten, haben mein kleiner Bruder und ich uns an dem Tag, an dem wir abgeholt werden sollten, versteckt, weil wir nicht mehr wollten. Nach einer Aussprache mit der Heimleitung und dem Jugendamt konnten wir im Heim bleiben.
Es war noch nicht vorbei…..
1981 wurde ich aus dem Heim entlassen und musste zu meiner Mutter nach Köln ziehen. Dort traf ich wieder auf einen der Stiefbrüder (Udo), der sich diesmal etwas Neues einfallen lassen musste, was er auch tat. Er hat mich wochenlang abends betäubt (er brachte mir einen “Gutenacht-Trunk” ans Bett) um sich dann nachts an mir zu vergehen. Dabei nahm er diesen Missbrauch manchmal auf Video auf. Dieses Video fand ich zufällig, weil ich nach einer leeren Kassette suchte. Auf diesem Video waren mehr als 30 Aufnahmen, wie er mich sexuell missbraucht. Dieses Kassette zeigte ich meiner Mutter, die meinen Cousin anrief. Dieser schlug ihn an dem Tag krankenhausreif. Warum wir nicht die Polizei riefen, das kann ich heute nicht mehr sagen, ich bin auf die Idee gar nicht gekommen.
Mit Gewalt und Pornos aufgewachsen
Von klein auf bin ich mit Gewalt in Berührung gekommen. Diese wurde ja nicht nur an mir verübt, sondern auch an den Kindern in meinem Umfeld. Körperliche Gewalt war etwas normales, etwas alltägliches, etwas, das halt dazu gehörte wie das tägliche Frühstück. Die Gewalt in Köln-Mülheim wurde abgelöst durch die Gewalt zu Hause durch meine Mutter, dann in Rickenbach durch prügelnde Schwestern und natürlich die Prügeleien mit den anderen Heimkindern. Im Lehrlingsheim in Sinsheim wurde mit Gewalt die eigene Stellung verteidigt.
Ich sollte sterben…
Es wurde mehrfach versucht, mich zu töten. Das erste Mal von Willi, der versuchte, mich im Schnee zu ersticken. Das andere Mal von einem “Freund” von Udo, der versuchte mich zu erwürgen, weil er Angst hatte, das ich ihn verraten würde (Udo hat das im letzten Moment verhindert). In Köln wurde ich einmal so verprügelt (von einer Straßengang), dass ich mehrere Tage im Koma lag. Einer meiner “Kollegen” aus dem Lehrlingsheim Sinsheim versuchte mich zu erschlagen, weil er nicht ins Gefängnis zurück wollte. Udo hat versucht mich mit einem Herzmittel meiner Mutter zu vergiften, was echt heftige Auswirkungen hatte und einen Krankenhausaufenthalt nach sich zog. Und zu guter Letzt wurde schon mehrfach auf mich geschossen, weil ich mich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten hatte. Von dem Schuss aus der Schrotflinte hatte ich riesige Hämatome , weil ich mehrere Schrotkugeln auf Rücken und Gesäß bekam, deren Wirkung von der Winterkleidung abgemildert wurden. Ich war schon weit genug weg und der Idiot zielte zum Glück nach unten. Zudem sagte er bei der Polizei aus, er habe nur eine “schwache Ladung” verwendet und wollte uns nur verjagem. Ich konnte deswegen trotzdem tagelang nicht sitzen. Nachbarn hatten die Polizei gerufen, weil sie die Schüsse gehört hatten. Zweimal geriet ich in Schießereien im Rotlichtviertel, wo mir die Kugeln um die Ohren flogen und einmal sagte man mir unmißverständlich, dass ich in fünf Sekunden tot wäre, wenn ich mich nicht verpissen würde. Dies wurde mit einem Schuß zwischen meine Füße unterstrichen. Ich bin aus mehreren Messerstecherein glimpflich herausgekommen und konnte mich, mit meinem Mundwerk, aus einigen Prügeleien rausquatschen.
Pornos waren normal
Pornos sind, seit ich denken kann, Alltag in meinem Leben. Bei meinen Brüder lagen diese Hefte zu Dutzenden unterm Bett. Die wenigen Pornohefte mit Kindern dienten als Legitimation, es den Darstellern gleichzutun, denn schließlich könne “man solche Hefte überall kaufen und das kann dann ja nicht verboten sein”. Erst viel später habe ich erfahren, dass diese Hefte aus irgendwelchen dubiosen Kanälen stammten und strengstens verboten waren. Neben diversen Erwachsenen- und Schwulenpornos hatte einer der Brüder einen Ordner mit ausgeschnittenen Bildern von Jungen aus Versandhauskatalogen. Alle in Unterwäsche, meistens nur in Unterhose oder Badehose. Meinen ersten Pornofilm sah ich in Waldshut in einer Spätvorstellung, da war ich 16 Jahre alt. Pornohefte waren für mich zwar teuer, aber das machte mir nichts, ich kaufte Hunderte davon. Ich war Stammgast in der Pornoecke der Videotheken, besuchte in jeder Stadt in der ich war die Pornokabinen einschlägiger Geschäfte oder Lokale, war in Stripclubs, Pornokinos oder eben in der Spätvorstellung.
Und zu allem habe ich onaniert, manchmal mehrfach täglich. Ich habe mir jeden Tag neue Pornofilme ausgeliehen, am liebsten die mit 120 min, die einfach nur aus einer Aneinanderreihung von Sexszenen bestand. Und dazu habe ich stundenlang onaniert. Das führte so weit, dass ich extra in die nächste Stadt gefahren bin, mir an Tankstellen Pornos gekauft und unterwegs an einem Parkplatz onaniert habe. Videokassetten habe ich vormittags ausgeliegen, zusammen mit einem Videorekorder, die Filme kopiert und nachmittags die Kassette wieder zurück gebracht. So kostete der Verleih nur die Hälfte. Irgendwann hatte ich Hunderte Kassetten mit Videomaterial und stapelweise Pornohefte.
Jede Menge Sex
Auch mit Sex hatte ich keine Probleme. Als DJ war ich einfach nicht mehr wählerisch und habe alles mitgenommen, was sich anbot. Dicke, Dünne, Alte, Junge, Hübsche und Hässliche, ich hab’ sie alle mitgenommen und hatte Sex mit ihnen. Bad Mergentheim ist ein Kurort und da laufen so viele willige Frauen rum, die das kleine Abenteuer suchen, ich hatte die Auswahl. Einmal wollte mich ein Vermieter wegen meines “unsittlichen und unmoralischen Lebenswandels” die Wohnung kündigen, was natürlich nicht funktioniert hatte. Sie (eine evangelische Pastorin) hatte es satt, dass ich jeden Tag mit einer anderen Frau mit nach Hause kam, die ich dann Stunden später wieder weggefahren habe. Ich hatte wirklich, wirklich viele One-Night-Stands, die ich aber immer mit Kondom praktiziert habe. Ich war zwar sexsüchtig, aber nicht lebensmüde.
Meine erste Verlobte, Sigrid, war nymphoman und das kam mir natürlich entgegen. Ich hatte täglichen Sex mir ihr, manchmal brachte sie noch eine Freundin mit, dann ging’s gemeinsam zur Sache. Leider hatte sie auch Sex “außerhaus”, was ich natürlich nicht so gerne mochte.
Das Internet machts einfach….
Dann kam das Internet und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Ich machte zunächst selbst aktiv auf Pornoseiten mit, es gab damals (vor 20 Jahren), viele deutsche Foren, in denen sich ausgetauscht wurde. Wir tauschten Pornobilder, Videos gab es damals nur ganz selten. Kinderpornos waren aber für mich immer schon tabu, damit wollte und will ich bis heute nichts zu tun haben. Bald wurde ich in einem großen deutschen Pornoforum mit mehr als 50.000 Mitgliedern Moderator, dann sogar Admin. Dort arbeiteten wir einmal mit dem BKA zusammen, weil diese einen Kinderpornoring in dem Forum vermuteten, was sich aber als falsch herausstellte. Als ich dort ausstieg, übernahm ich zunächst als Admin eine weitere, gutlaufende Pornoseite, auf der sich täglich 100.000 User mit neuem Material versorgten und mit meiner ganzen Erfahrung, dich ich nun schon auf diesem Gebiet hatte, eröffnete ich eine eigene Seite.
Die eigene Pornoseite….
Da ich meine eigene Seite in zwei Foren beworben hatte, kamen immer mehr Besucher, die immer mehr und neuen Stoff haben wollten. Bald hatte ich 5.000 Besucher am Tag und mehr, die ich z.T. richtig abgezockt habe, denn jeder dritte oder vierte Link war damals ein Telefondialer (so was wie ein Modemvirus), mit dem ich richtig Geld verdient habe. Die Bilder, die ich brauchte, klaute ich mir von Bezahlseiten zusammen, die ich damals “gespooft” habe, mir also – mehr oder weniger illegal – kostenlosen Zugang verschafft hatte und dort die Bilder klaute, diese auf einen eigenen Account setze und dann auf meiner Seite verlinkte.
Dann lernte ich meine Frau kennen, ich heiratete und bekam Kinder. An der Pornosache änderte sich nichts, warum auch. Meiner Frau war es egal, ich verdiente mit der Seite mehr Geld als mit dem Job als DJ. Ich hatte, bis zum Jahr 2010, mehr als sechs Millionen Bilder in mehr als 70.000 Bilderserien auf dem Rechner. Dazu gesellten sich dann nach und nach noch Videos, die ich immer wieder von der Platte gelöscht habe (nachdem ich sie hochgeladen hatte), weil ich einfach nicht genug Platz auf dem Rechner hatte. Wenn ich das hochrechne, werden 250.000 Videos nicht reichen.
Das hatte unglaubliche Dimensionen…
… angenommen und ich habe von all dem nichts bemerkt. Bis zu 16 Stunden am Tag saß ich am Rechner und durchsuchte das Internet nach neuen Bildern und Videos. Habe bis zu 50 Links täglich auf meine Seite gestellt, die zwischenzeitlich bis zu 10.000 Besucher am Tag hatte. 10 Jahre lang war ich von Porno abhängig und habe das nicht bemerkt. Ich habe dabei, mit versteckter und offener Werbung und der daraus entstandenen Kundenbindung bei Partnerseiten sehr viel Geld verdient. Meine Legitimation war immer die Behauptung, dass ich eine gut laufende Webseite zu versorgen hatte.
Durch den Eindruck der Bilder war ich den ganzen Tag unter Strom und habe immer noch mehrfach täglich onaniert. Meine Ehe hat darunter nicht gelitten, denn ich konnte und wollte immer. Ich habe nicht bemerkt, wie sehr mich dieses Thema eingefangen hatte. Ich ging nicht weg, ich pflegte keine Freundschaften, durch den Verdienst ging ich auch nicht mehr arbeiten. Ich kaufte nicht ein, das erledigte meine Frau auf dem Nachhauseweg. Als die erste Tochter geboren wurde, nutzte ich jede freie Minute am Rechner, arbeite manchmal die ganze Nacht durch. Kam meine Frau müde und erschöpft nach Hause, drückte ich ihr sofort das Kind in den Arm und verschwand hinter dem Rechner.
Auf einmal wachte ich auf…
Eines Tages konnte ich nicht mehr. Ich weiß nicht mehr genau, was der Auslöser war, aber ich konnte das einfach nicht mehr. Nach mehr als 25 Jahren mit pornografischen Filmen und Bildern, war die Luft raus. Ich fühlte mich so elend, so schlapp und als ein solcher Versager. Ich hatte eine Frau, die ich fast nie sah, weil sie entweder arbeitete oder ich am Rechner saß. Ich hatte eine Tochter, die ich so oft sich selbst überlies, wenn auch in meiner Nähe, dass ich mich als furchtbaren Vater empfand. Ich empfand auf einmal eine Art Abscheu gegen Pornos, ich konnte die Bilder einfach nicht mehr sehen.
So tat ich das, was ich immer mache, wenn mir eine Sache zuwider ist: Ich beende es sofort. Doch diesmal war es für mich sehr schwer, weil es durch das Internet ja unbegrenztem Zugang zu Porno gibt, ich kann dem also nicht wirklich entfliehen. Ich verkaufte meine Webseite und die erworbenen Stammkunden für einen sehr guten Preis, gab alle Zugangsdaten ab und bat um Änderung, ich löschte alle Links zu Pornoseiten auf meinem Rechner, löschte alle Bilder und alle Videos!
Doch schon Tage später besuchte ich meine ehemalige Seite um zu sehen, was der neue Besitzer draus macht und onanierte wieder auf die neuen Filme. Wochen später holte ich mir eine neue Domain und wollte von vorne beginnen, doch das war zu der Zeit (2010) schon nicht mehr einfach. Aus den vielen tausend Besuchern meiner ersten Seite wurden eine Handvoll, die sich auf die neue Seite verirrten. Das war mein Glück, denn 16 Stunden Arbeit am Tag für fünf Besucher, das war es wirklich nicht wert.
Gleichzeitig begab ich mich in eine Verhaltenstherapie denn ich merkte, dass ich alleine da nicht rauskam. Ich hatte eine wunderbare Therapeutin, der ich heute unendlich dankbar bin. Wenn man das so sehen will, hat sie mir mein Leben und meine Selbstachtung wiedergegeben.
Die Situation heute
Ich schaue immer noch Pornos, wenn mir danach ist. Das passiert aber schon lange nicht mehr stündlich und auch nicht mehr täglich. Auch das Masturbieren habe ich auf ein Minimum, und damit auf ein vertretbares Maß reduziert. Die Sucht scheine ich überwunden zu haben. Es half mir auch sehr, mit neu gewonnenen Freunden darüber zu reden. Freunde, denen ich vertraue und wo ich sicher war, dass sie mich und meine Situation verstehen. Viel dazu beigetragen hat auch meine Biographie, die Sie im Buchhandel erwerben können (20 Jahre, lebenslänglich: Misshandelt! Missbraucht! Missraten? Erinnerungen eines Heimkindes..., ISBN 3842383185). In diesem Buch berichte ich sehr offen über alles, was mir in Kindheit, Jugend und Bundeswehr widerfahren ist. Band 2 ist in Arbeit.
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