Meine Tochter ist ausgezogen
Jetzt ist es also passiert, das Leben hat mich eingeholt. Am Samstag ist meine große Tochter ausgezogen. Und dann auch noch nach Berlin! Das Zimmer, in dem sie fast 20 Jahre gelebt hat, ist gähnend leer und nur noch ein paar dagelassene Gegenstände erinnern daran, dass hier mal ein Kind aufgewachsen ist. Diese 20 Jahre sind so verdammt schnell vergangen und mir kommt es so vor, als hätte ich dieses Bündel Leben, für das meine Frau fast 24 Stunden gebraucht hat um es auf die Welt zu bringen, in meinen Händen gehalten.
Und ich fühle viel Liebe, wenn ich an sie denke, aber keinerlei Wehmut oder Traurigkeit. Sie ist ja immer noch da, lebt einfach nur bei einem anderen Mann. Und da sehe ich nun auch einen Segen in den modernen Zeiten, denn über WhatsApp kann man wunderbar Kontakt halten, früher war das wesentlich schwerer. Theoretisch ist sie zu jedem Zeitpunkt zu erreichen, auch wenn sie manchmal stundenlang nicht auf ihr Handy schaut. Die Entfernung nervt schon ein wenig, denn helfen kann ich ihr, aus 600 Kilometer Entfernung nicht so, wie man das dann doch noch gerne hätte.
Was hab ich mit diesem Kind gekämpft, das war manchmal wirklich nicht einfach. Sie war ein unfassbarer Dickschädel als sie noch klein war und eine wunderbare Nervensäge, als sie älter wurde. Ich hoffe, dass auch sie mit viel Liebe an Ihr “Elternhaus” zurückdenkt, ohne Groll und schlechten Gedanken.
Niemand kann sagen, ob die Erziehung die man seinen Kindern angedeihen lässt, richtig war. Sicher habe ich zahlreiche Fehler begangen, wir sind als Eltern ja keine Therapeuten oder Psychologen. Wobei Axel, ein guter Freund einmal sagte: “Gute Therapeuten sind gute Therapeuten, das bedeutet aber nicht, dass sie auch gute Eltern sind.
Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihr, dass leider in den letzten beiden Jahren etwas, ich nenne es mal abgekühlt ist. Das lag nicht an der Liebe zu ihr, sondern daran, dass ich vermutlich nicht mehr die volle Kontrolle über sie hatte, was für mich ein großes Problem darstellt. Ich war einfach auch nicht mit allem einverstanden, was sie getan hat und das ist sicher auch der Lauf des Lebens, wenn aus Kindern Erwachsene werden.
Ich wünsche Ihr jedenfalls alles Liebe und Gute dieser Welt, sie wird immer, auch über die große Entfernung, in meinem Herzen und in meinen Gedanken sein. Sie hat mit Max einen guten Mann erwischt, der sie auf Händen trägt und sich sehr liebevoll um sie kümmert und ich brauche mir, was das angeht, keine Sorgen machen. Für sie ist hier immer eine offene Tür, genau wie das auch sein soll!
Melissa? Willkommen im richtigen Leben!
Danke, dass es Dich gibt!
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