Androhung einer Sanktion | 14 Tage Jobcenter | Mindestlohn
Ich bin gerade mal 14 Tage beim Jobcenter gemeldet, da bekomme ich bereits eine 30% Sanktion angedroht, weil ich mich auf eine "zumutbare Arbeitsstelle" nicht beworben habe. Warum habe ich mich da nicht beworben? Weil weder die Arbeitsstelle noch der angebotene Stundenlohn "zumutbar" waren.
Mindestlohn bei Personalüberlassung / Zeitarbeit /Leiharbeiter
Ich arbeite nicht für 8,86 Euro Mindestlohn und ich arbeite erst recht nicht für eine Zeitarbeitsfirma. Dieser in Deutschland verankerte "Mindestlohn" ist ein Schlag ins Gesicht. Er ist menschenunwürdig und verachtet meine Arbeitskraft. Ich werde für 8,86 Euro als Mensch verhöhnt. Der deutsche Mindestlohn degradiert mich zum Tagelöhner und ein solcher "Verdienst" hilft mir auch nicht im Geringsten weiter, denn er führt mich nicht aus meiner finanziellen Abhängigkeit. Genau dafür sollte eine vom Jobcenter angebotene Arbeitsstelle aber sein, sie sollte mich aus der "Bedürftigkeit" Geld vom Staat zu bekommen herausführen. Mit 8,86 Euro geht das aber nicht.
Ich arbeite auch nicht für Sklavenfirmen, die sich "Zeitarbeit", "Leiharbeiter" oder "Personalüberlassung" nennen, denn im Grunde ist das alles das Gleiche: Man verkauft seine Seele zum Mindestlohn, während diese Firmen das zwei- oder dreifache für mich beim Arbeitgeber einstreichen. Anstatt mir einen anständigen Lohn zu bezahlen, von dem ich auch leben kann, füllen sich die Bosse die Taschen. Das Schlimme an der Sache ist, dass die Menschen, die da in den Büros arbeiten, niemals auch nur den kleinen Finger für den Lohn krumm machen würden, den sie selbst an Menschen bezahlen.
Repressalien vom Jobcenter
Ich möchte hier nicht gegen das System "Hartz4" wettern, denn ich finde dieses System gut. Ich würde es auch nicht abschaffen wollen, denn im Grunde schützt es Menschen wie mich davor die Wohnung zu verlieren oder zu verhungern. Mit Hartz4 ist demnach alles in Ordnung. Es sind die "Sachbearbeiter" beim Jobcenter, die das ganze System unerträglich machen, weil sie einfach keinerlei Ahnung von Menschenführung, keinerlei Einfühlungsvermögen, wirklich eine komplett unterirdische Empathiegrenze haben und einfach nur wie Maschinen jeden "Kunden", der vor ihnen sitzt, als eine Art Ware betrachten, den es wieder loszuwerden gilt.
Ich habe auch nichts dagegen sanktioniert zu werden, wenn ich mich nicht an die Vereinbarungen halte. Ich habe etwas dagegen vom Amt erpresst zu werden. Vielleicht sollte ich die Situation zuerst erklären:
Ich habe vom Jobcenter zwei Vermittlungsvorschläge erhalten. Einmal als Fahrer bei der "ev. Heimstiftung" in Bad Mergentheim mit einem Stundenlohn von 12 Euro, wo ich sofort nach Öffnen des Briefes angerufen habe um mich vorzustellen. Leider war der Platz aber schon belegt, ich hätte dort sehr gerne als Fahrer gearbeitet.
Der zweite Vorschlag kam von einer Zeitarbeitfirma in Bad Mergentheim, ebenfalls als Fahrer, für einen Stundenlohn von 8,86 Euro. Also sollte ich für den Mindestlohn (auf 450 Euro) die Lohnsklaven morgens zu deren Plantagenbesitzern fahren und abends dort wieder abholen. Wie es der Zufall will, kenne ich jemanden, der genau einen solchen Job hatte, und zwar 14 Tage lang, dann hat er das hingeschmissen. Warum er das hingeschmissen hat kann ich hier nicht ausführen ohne Gefahr zu laufen verklagt zu werden, kann aber auf persönliche Anfrage gerne darüber reden.
Ich habe mich also beworben, nur nicht auf die Stelle und zu dem Lohn, den ich persönlich als nicht zumutbar und als absolute Frechheit empfinde. Übrigens kam zeitgleich von der Zeitarbeitfirma ein Brief mit einem Termin, auf den ich mich doch einzufinden hätte, was ich mit mehr als deutlichen Worten abgelehnt habe. Natürlich hat die Zeitarbeitfirma dies dem Jobcenter gemeldet, was ich wiederum mit deutlichen Worten quittiert habe:
Ich kann und werde das selbst entscheiden!
Jobcenter und Sanktionen hin oder her, noch suche ich mir meine Arbeitsstellen selbst aus! Niemand, auch nicht das Jobcenter zwingt mich in eine Arbeit, die ich nicht machen möchte. Ich werde mich auch in Zukunft auf solche Stellen nicht bewerben, die ich nicht haben möchte. Ja, das stimmt schon, ich könnte mich bewerben, werde eingestellt und gleich am ersten Tag haue ich denen eine Krankmeldung um die Ohren. Das mache ich aber nicht, das bin ich nicht.
Der Mindestlohn reicht sowieso nicht aus
Das Jobcenter hat für mich und meine Tochter einen Bedarf von 1.350 Euro berechnet. Wie soll ich das mit 8,86 Euro schaffen? Wenn ich 170 Stunden für diesen Hungerlohn arbeiten gehe, habe ich 1.500 Euro brutto. Nach Abzug der Steuern bleiben mir knapp 1.000 Euro übrig, also 350 Euro unter dem vom Jobcenter errechneten Mindestbedarf. Zur Erklärung, was das Wort Mindestbedarf bedeutet: Das ist gerade mal für die Miete und was zu essen! Ich habe hier alleine 1.000 Euro Fixkosten! Meine Tochter und ich leben also von 350 Euro die Woche! Mir reicht das aus, ich habe damit keine Probleme, denn das soll ja auch nicht für lange sein. Hoffe ich zumindest…
30% streichen von was bitte?
Laut einem Gerichtsurteil vom 23.5.2013 (Az. B 4 AS 67/12 R) hat das Bundessozialgericht bestimmt, dass es so etwas wie eine Familienhaftung (Sippenhaft) nicht gibt. Die angedrohten 30% müssen also ausschließlich von meinem Bedarf gekürzt werden. Im Moment reden wir also von knapp 60 Euro, die man mir weniger bezahlen möchte. Das sind eine Woche Lebensmittel für zwei Personen!
Lasse ich mir das gefallen?
Nein, lasse ich nicht. Sollte die Sachbearbeiterin der Meinung sein mir die Sanktion zu drücken, werde ich dieser widersprechen und einen Anwalt einschalten. Denn ich bin nicht arbeitsunwillig und werde mich auf zumutbare Stellen, die sie mir vorlegt, sofort bewerben. Ich entscheide aber selbst, ob diese Arbeitsstelle zumutbar ist und für 8,86 Euro ist keine Arbeitsstelle zumutbar. Keine.
Zudem hatte ich sie bereits zwei Mal um einen Termin gebeten, dieser Bitte ist sie bis heute nicht nachgekommen. Auch deswegen, weil ich mich für die Ausbildung zum Betreuungsassistenten interessiere. Das scheint die Dame aber nicht zu interessieren, auch auf diese Anfrage habe ich bis heute keine Reaktion erhalten.
Mindestlohn, aber wie hoch?
Für mich sind 2.000 Euro brutto die allerunterste Grenze. Das wäre ein Stundenlohn von knapp 12 Euro, mir blieben dann 1.400 Euro, was auch nicht die Welt ist. Ich wäre aber das Amt los. Und dann gehe ich auch gerne zu Arbeit. Ich habe damit keine Probleme!
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