Karfreitag: Jesus von Nazareth am Kreuz gestorben?
Jesus wird verhaftet
Da sollte man sich die Frage stellen: Warum? Warum sollte die Obrigkeit einen armseligen, zerlumpten Handwerker verhaften, der durchs Land reist und sich für den Messias hält? Von dieser Person kann doch keine Gefahr für den Statthalter oder gar den Kaiser ausgegangen sein. Diese Frage ist aber nicht so einfach zu beantworten, vor allem, weil der letzte jüdische Aufstand mit Hunderten von Toten noch gar nicht so lange her war (6 n. Chr. wurde der Steuerboykott des Judas Galilaeus blutig niedergeschlagen). Was macht es für einen Sinn diesen Mann zu verhaften? Schaut man sich aber an, was er sonst so getan hat, ergibt sich ein weiterer Umstand, den man nicht vernachlässigen darf: War er vielleicht den Hohepriestern im Weg? Man kann davon ausgehen, dass durch seine Tätigkeit als Prediger und sein Zusammenschluss mit Johannes dem Täufer seine Anhängerschaft durchaus zu beachtlicher Größe angewachsen war, das Volk sprach über ihn und er selbst, nach dem Tod von Johannes dem Täufer, war nun als Führer dieser Menschen ganz auf sich alleine gestellt. Hatte er bisher Jerusalem gemieden, vermutlich aus dem Grund einer Verhaftung zu entgehen, setzte er alles auf eine Karte und erfüllte eine weitere Prophezeiung: Er ritt auf einem Esel nach Jerusalem! Diese Passage war ihm mit Sicherheit bekannt und ein deutliches Signal an alle Juden: Schaut her, ich bin eurer Messias, auf mich habt ihr gewartet! Dieser Triumphzug wurde natürlich vorher angekündigt, das Volk wusste schon Tage vorher, dass Jesus unterwegs war, sonst hätte niemand von ihm Notiz genommen.
Der jüdische Hohe Rat war mit Sicherheit außer sich. Wie konnte dieser Mensch, ein Handwerker, diese unglaubliche, gotteslästerliche Show abziehen? Wie kam er nur auf die Idee, sich als Messias zu bezeichnen? Dieser Mann musste unschädlich gemacht werden! Und vor allem, wenn er wirklich der Messias war, wurden sie arbeitslos! Sie mussten etwas unternehmen. Der Einzug eines jüdischen Wanderpredigers nach Jerusalem, mitsamt seinem Gefolge, unter dem Jubel der jüdischen Bevölkerung, hatte aber auch eine andere Signalwirkung, denn dieses Ereignis könnte der Anfang eines neuen Aufstandes sein. So hatte Jesus zwei Parteien gegen sich, einerseits die Sadduzäer, die den Tempel unter sich hatten und die einen Messias nicht gebrauchen konnten, andererseits aber die römische Besatzung, die einen neuen Aufstand befürchteten. Er muss aber gewusst haben, auf was er sich da einließ, da er während seiner gesamten Tätigkeit als Wanderprediger Jerusalem gemieden hatte. Doch was hatte er zu verlieren? Es ist sehr wahrscheinlich, dass er seine eigene Person in der Geschichte viel zu hoch eingeschätzt hatte, denn wollte er tatsächlich die Prophezeiung erfüllen, musste er sterben, das ging gar nicht anders. War das sein Plan? Wollte er verhaftet werden, wollte er sterben und dann am dritten Tag wieder auferstehen? Oder gab es vielleicht sogar einen Rettungsplan?
Oder ist die Geschichte des Palmsonntag nichts als eine nachträglich eingeführte Erfindung, um die Prophezeiungen zu erfüllen und Jesus in der Bibel als den Messias hinstellen zu können? Denkbar ist nämlich, dass die Römer ein solches Verhalten auf keinen Fall geduldet und Jesus dann auch noch seelenruhig in den Tempel hätten spazieren lassen. Er wäre, nach dieser Show, sofort verhaftet worden und hätte den Tempel gar nicht mehr erreicht. Ist er also gar nicht auf einem Esel nach Jerusalem geritten?
Den Hohepriestern war wohl eher sein Auftritt im Tempel (sofern dieser den Tatsachen entspricht) sauer aufgestoßen (er trieb die Geldwechsler aus dem Tempel und warf ihre Tische um), denn das Geldwechselgeschäft war ziemlich einträglich und von Jesus nicht das erste Mal an den Pranger gestellt worden. Im Tempel von Jerusalem gab es eine eigene Währung, die Schekel des Heiligtums und die Pilger mussten die Landeswährung in diese Schekel umtauschen, um z.B. Opfertiere zu kaufen. Zudem war es nicht das erste Mal, dass Jesus den Hohepriestern in die Quere kam, die für die Einhaltung der jüdischen Gesetze zuständig waren. So half er z.B. auch Heiden, er erklärte dem einfachen Volk in Geschichten und Gleichnissen die Thora, er lehnte Autoritäten ab und er hinterfragte die jüdischen Gesetze und den Sabbath. Die Passionsgeschichte oder der Leidensweg Jesu von der Verhaftung bis zum Tod am Kreuz findet man in allen vier Evangelien, mehr oder weniger ausführlich. Zusammengefasst lässt sich aber sagen, dass diese Ereignisse so höchstwahrscheinlich nie stattgefunden haben. Sie sind eine Ausschmückung der vier Evangelisten, die, besonders bei Markus, auf das große Leiden hinweisen soll, auf die Bürde, die Jesus für uns ertragen hat, bis sein Vater ihn in den Himmel rief.
Bei der Verhaftung soll der Apostel Judas Iskariot eine große Rolle gespielt haben, weil dieser nicht nur den Aufenthalt Jesus verriet, sondern ihn auch noch durch einen Wangenkuss identifizierte. Diese Geschichte ist sehr unglaubwürdig, wenn man bedenkt, wie sehr die Apostel auch noch nach Jesus angeblichem Tod am Kreuz hinter seiner Lehre standen. Warum sollte Judas so etwas tun? Wegen 30 Silberlingen seinen Meister verraten? Es ist anzunehmen, dass Jesus, seit er in der Stadt war, von Spitzeln der Tempelwache verfolgt wurde. Sein Aufenthaltsort musste also gar nicht verraten werden. Auch seine Person war den Tempelwachen bekannt, da er Tage vorher im Tempel gepredigt hatte und sie ihn kannten. Der Hohepriester Kaiphas stellte einen Haftbefehl aus, ließ ihn durch eine römische Kohorte verhaften und zu einer nächtlich einberufenen Verhandlung vorführen. Auch das erscheint nicht glaubwürdig, denn eine solche Verhandlung durfte nach jüdischem Recht gar nicht in seinem Privathaus, und schon gar nicht in der Nacht stattfinden! Die Mischna sagt hier eindeutig:
M Sanhedrin IV, 1
Bei Geldsachen wird das Urteil am Tage der Verhandlung gefällt, ob zugunsten oder zuungunsten, bei Todesstrafsachen aber kann das Urteil am selben Tag nur zugunsten gefällt werden, zuungunsten aber erst am folgenden Tage. Daher wird weder am Vorabend des Sabbats noch am Vorabend des Festes Gericht abgehalten".
Kaiphas fragt ihn: "Bist du der Messias?", was Jesus bejaht und damit wegen Gotteslästerung sein Todesurteil besiegelt. Doch auch diese Passage widerspricht den Zeilen der Mischna:
Vers Dtn 17, 6
"Wenn es um Leben oder Tod eines Angeklagten geht, darf er nur auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin zum Tode verurteilt werden. Auf die Aussage eines einzigen Zeugen hin darf er nicht zum Tod verurteilt werden."
Dtn 19, 15
"Wenn es um ein Verbrechen oder ein Vergehen geht, darf ein einzelner Belastungszeuge nicht Recht bekommen, welches Vergehen auch immer der Angeklagte begangen hat. Erst auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen darf eine Sache Recht bekommen."
Woher kommen diese Ungereimtheiten? Liegt es vielleicht daran, dass die Schreiber der Passionsgeschichte sich mit den jüdischen Gesetzen (Mischna) gar nicht auskannten? Ist das möglich? Haben die Schreiber der Evangelien keine Kenntnisse der jüdischen Gesetze? Werden hier Ereignisse erfunden oder zurecht gebogen? Aus welchen Grund? Laut Matthäus und Markus waren "viele Zeugen" anwesend, die sich aber in ihren Aussagen widersprachen.
Matthäus 26,59
Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen; und sie fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei falsche Zeugen herbei...
Markus 14,56
Denn viele legten falsches Zeugnis gegen ihn ab, und die Zeugnisse waren nicht übereinstimmend. Und einige standen auf, legten gegen ihn falsches Zeugnis ab...
Ist das glaubwürdig? Wurde Jesus in einer nächtlichen Aktion von einer römischen Kohorte verhaftet, danach in das Privathaus des Hohepriesters Kaiphas geführt (dem höchsten jüdischen Beamten) und dort von zahlreichen Zeugen belastet? Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich da ein dickes Fragezeichen mache, das kann ich so einfach nicht glauben! Eine Gotteslästerung, die zur Todesstrafe führt, war im jüdischen Recht ausschließlich das Vergehen, den Namen Jahwe auszusprechen. Wer flucht, ohne den Namen Jahwe zu nennen, wird ausgepeitscht. So ist der Satz: "Ich bin der Sohn Gottes" zwar eine Gotteslästerung, rechtfertigt aber lediglich eine Bestrafung durch die Peitsche. In allen Streitgesprächen und Vorwürfen, die der Hohepriester oder die Pharisäer Jesus im NT machen, ist nicht einmal beschrieben, dass es um das Aussprechen des Namens Jahwe handelt. Jesus kannte das Gesetz sehr gut, er lehrte z. B. seinen Jüngern, den Namen des Herrn als Vater auszusprechen, um eine verbotene Nennung, und damit eine Gotteslästerung zu vermeiden.
Nachdem die Zeugen befragt sind und dies keinen Erfolg brachte, fragte Kaiphas: "Bist Du der Messias?", und Jesus antwortet: "Ich bin es!" Kaiphas zerreißt sein Gewand, wie es die Vorschrift bei Gotteslästerungen ist, und verurteilt Jesus zum Tode. Die Passage, dass die Mitglieder des Hohen Rates Jesus schlugen und anspuckten, soll man das glauben? Das die Elite des jüdischen Volkes sich zu so erniedrigenden Taten hinreißen lässt? Ich denke eher nicht. Auch das Todesurteil des Kaiphas erscheint mir mehr als fragwürdig. Aufgrund der Gotteslästerung - ohne den Namen Jahwe auszusprechen - käme nur eine Strafe durch Auspeitschen in Frage. Der Hohe Rat durfte keine Todesurteile vollstrecken, so lieferte man Jesus an Pontius Pilatus aus. Lucas schreibt, Pilatus überstellt Jesus an Herodes und dieser freut sich, weil er Jesus schon immer mal kennenlernen wollte. Weil Herodes keine Schuld sieht, schickt er Jesus an Pilatus zurück. Dieser befindet sich in einer Zwickmühle, denn am nächsten Tag soll das Passahfest stattfinden. Aus diesem Grund befinden sich Tausende Juden in der Stadt und er befürchtet, Kaiphas könnte einen Aufstand anzetteln, wenn er nicht nachgibt.
Aber bestand auch nicht die Möglichkeit, dass Jesus selbst eine Armee hinter sich hatte, die versuchen würde, ihn zu befreien? Wo waren seine Apostel, wo waren seine Anhänger? Warum ließen sie ihren Anführer, den neuen König, den Messias so kläglich im Stich? Die Apostel alleine hätten gegen die Übermacht der Römer nichts ausrichten können und das Volk stand nicht mit Waffen hinter Jesus von Nazareth: Es war keiner angetreten, um ihn zu retten, keine jüdische Streitmacht kam, um ihn aus den Fängen des Hohepriesters zu befreien. Jesus war alleine! Die Amnestie, bei der Barnabas angeblich während des Passahfestes anstatt Jesus freigelassen wurde, ist schlicht erfunden, eine solche Tradition gab es nicht und sie kommt auch nur im NT vor. Keine andere Quelle, auch nicht die Thora erwähnt eine solche Tradition. Und warum sollte man einen Dieb und Mörder gegen einen Wanderprediger tauschen? Das macht doch gar keinen Sinn! Diese Geschichte wurde nur aus einem Grund erfunden: Um die Juden für den Tod des Wanderpredigers verantwortlich zu machen! Denn in der Menge befanden sich Anhänger des Hohen Rates, die gegen Jesus Stimmung machten und die Freilassung des Mörders forderten.
Pilatus hatte nur einen Grund, Jesus zum Tode am Kreuz zu verurteilen, wenn dieser den Kaiser infrage stellte, denn aus religiösen Gründen konnte er kein Todesurteil vollstrecken. Es ist sogar fraglich, ob er überhaupt, ohne die Einwilligung des Kaisers, ein solches Urteil aussprechen und vollstrecken durfte. Laut Bibel geschieht es aber, er verurteilt Jesus zum Tode am Kreuz, nachdem dieser auf die Frage "Bist Du der König der Juden" mit "Ja, ich bin es!" antwortete. Ob Jesus noch in der Lage war sein Kreuz selbst aus der Stadt zu tragen, wage ich zu bezweifeln. Dem Delinquenten wurde nur der Querbalken über die Schulter gelegt, das Kreuz selbst war sicher viel zu schwer. Die Kreuzigung wurde von Soldaten überwacht, die sogar mit dem Tode bestraft wurden, wenn der Verurteilte fliehen sollte. Wurde Jesus ans Kreuz genagelt oder gebunden? Das kann man abschließend nicht sagen, sicher ist nur, dass alle Evangelisten die schmerzhafteste Art wählen, um das Leiden Jesu zu verdeutlichen.
Starb Jesus am Kreuz?
Ich bin der festen Überzeugung, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, sondern dass man ihn noch lebend rettete. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Josef von Arimatäa in Wahrheit nicht den toten Körper vom Kreuz nahm, sondern den noch lebenden Jesus. Zum Schein ließ er ihn ein sein Felsengrab bringen, wo er in der Nacht aber wieder abgeholt und in Sicherheit gebracht wurde. Das ist die einzige logische, wissenschaftliche und vernünftige Erklärung jenseits der Auferstehungsfantasien der christlichen Kirche.
Die Auferstehung
Eine solche Auferstehung hat es nie gegeben, sondern entstand dem schlichten Glauben der Leute aus der damaligen Zeit und ist das Grundmanifest des christlichen Glaubens. Schuld daran ist der Erfinder des Christentums, Paulus von Tarsus, der in seinen Paulusbriefen 50 n. Chr. die Mär von der Auferstehung des Jesus von Nazareth in die Welt setzte:
1.Korinther 15,14-26
Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt. Er hat ihn eben nicht auferweckt, wenn Tote nicht auferweckt werden. Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren. Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.
Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft vernichtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.
Was geschah mit Jesus
Das ist schwer zu sagen. Nachdem er sich noch ein paar Mal bei seinen Aposteln zeigte, verschwindet er spurlos. Was sollte er auch machen? Wäre es bekannt geworden, dass er das Kreuz überlebt hätte, wäre er wieder verhaftet und nochmals gekreuzigt worden. Vermutlich hat ihn Josef von Arimatäa außer Landes gebracht. Wo war sein Anspruch als Messias geblieben oder als König der Juden? Sein Gott hätte ihn beinahe sterben lassen, sicher war er auch vom Glaube, er sei der neue Messias geheilt gewesen. Doch wo ist er hin? Hier existieren nur Vermutungen. Ich bin da ganz bei Holger Kersten, der in seinem Buch "Jesus lebte in Indien" sehr glaubhaft ausführt, dass Jesus nach seiner Befreiung nach Indien "ausgewandert" und dort weiter als Wanderprediger gewirkt hat. Er starb dort als Yuz Asaf im Alter von über 100 Jahren.
Dies ist ein Ausschnitt aus meinem Buch
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