Wenn Träume sterben
Ich gebe es gerne zu: Es nagt schon etwas an mir. Ausgerechnet mein größter Lebenstraum, einmal ein berühmter Sänger zu werden, wird sich wahrscheinlich nicht erfüllen. Die letzten Tage sah ich ein Michael Jackson Konzert (im Madison Square Garden, wo er ständig sein Gesicht versteckt hatte, weil er doch sehr unnatürlich aussah) und ich war beeindruckt vom Publikum das nicht mehr aufhören wollte jede Bewegung des Megastars mit Gekreische zu kommentieren. Und die, natürlich, jedes Wort mitsangen. Ich saß auf der Couch und musste umschalten, weil ich es nicht mehr ertragen habe. Ich schäme mich da auch gar nicht zu sagen, dass ich, aus zwei Gründen, geweint habe: Erstens war Mr. Jackson ein unfassbar begnadeter Entertainer und zweitens aus reinem Selbstmitleid, dass mir ein solcher Auftritt bisher verwehrt blieb.
Wobei ich gar nicht in dieser Größenordnung denke. Mein bisher größtes Publikum fand ich 2002 mit fast 4.000 Leuten bei der "Linus Talentprobe" in Köln, wo ich immerhin von fast 2.000 Bewerbern den 2. Platz belegt habe. Das ist eine Leistung, die sich nicht jeder auf seine Fahnen schreiben kann. Als Teenager habe ich einige Wettbewerbe gewonnen, bei "Das Supertalent" wurde ich bisher zweimal abgelehnt. Das reicht mir dann auch, da muss ich ja nicht wirklich hin.
Bei meinen leider viel zu wenigen Auftritten die ich als Sänger absolviere, kann ich das Publikum immer mit meiner Stimme fesseln. Mein Gitarrenspiel ist zwar nicht das Beste, das scheint aber niemanden zu stören. Singe ich Playback auf einer Hochzeit, ernte ich oft ungläubiges Staunen und sehr viel Applaus für meine Auftritte. Da schwankt das Publikum meist zwischen 30 und 100 Menschen.
Aber das reicht mir eigentlich alles nicht. Ich würde gerne jedes Wochenende Auftritte vor mehreren Hundert Menschen absolvieren. Mit meinen eigenen Liedern. Mit einer Band. Und auf einer großen Bühne. Ich bin dieses Jahr gefragt worden, warum ich nicht beim Raab mitgemacht habe. Ich hätte da die Hälfte glatt gegen die Wand gesungen. Davon bin ich jetzt zwar nicht so überzeugt, aber das Kompliment war nett gemeint. Ich hätte für diese Auftritte gar keine Zeit gehabt. Ich kann nicht mehrere Wochen einfach wegbleiben. Meine Kinder können sich nicht alleine versorgen und meine Frau arbeitet.
Ich weiß genau, was zu meinem Erfolg fehlt. Es ist das, was uns hier unten, auf der untersten Stufe der Treppe, immer fehlt: Geld! Wenn ich das nötige Kleingeld hätte, dann könnte ich ins Studio gehen und einfach eine Single (oder ein Album) produzieren. Und dann die Werbung raushauen: TV und Radiospots. Anzeigen in diversen Illustrierten. "Der neue Superhit von Hadley, out now!"
Ideen hätte ich genug. Nur eben kein Geld, um die Ideen in die Tat umzusetzen. Ich würde gerne eine CD mit Schlagern machen. Also richtige Schlager, nicht dieses Gestampfe, was heute als Schlager bezeichnet wird. Dann würde ich gerne eine CD mit Coverliedern machen. Da wäre eine bunte Mischung meiner Lieblingslieder drauf. Ich hätte auch Ideen für eine Fernsehshow, das verrate ich aber nicht.
Nachher klaut das noch jemand, das muss ja nicht sein.
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